Deutschland ein Wintermärchen
Das Corona Trauerspiel - wie der Weg zurück zur WIR - Strategie gelangen kann.
Zu Beginn der Corona-Krise zeichnete der Soziologe ein positives Bild unserer Zukunft (siehe FB 3. April „Die Welt nach Corona"). Man werde an der Krise wachsen: Solidarität werde das „Jeder-für Sich“ der ICH-Ära ablösen. Inzwischen haben sich die positiven Trends ins Gegenteil verkehrt. Dabei bewertet er nicht die Qualität der Corona-Strategie. Denn auch die Experten sind sich hier nicht einig. Was er aber aus soziologischer Sicht bewerten kann, ist die Problemlösestrategie. Hier zeigt sich ein kritisches Bild. Die Deutschen sind wieder der Musterschüler, aber um welchen Preis? Der deutsch-französische Change-Experte beschreibt, wie die Kehrtwende zurück zu mehr Gemeinsamkeit Im Vorgehen gelingen kann.
Wo ursprünglich Solidarität wuchs, herrscht Regional-Nationalismus. Wo Finanzminister Scholz mit der „Bazooka“ mit Fördergeldern pragmatisch helfen wollte, warten die Betriebe noch fünf Wochen später auf das Geld. Freiberufler gehen ganz leer aus. „Whatever it takes“ versprach Markus Söder und setzt eine reduzierte Mehrwertsteuer für die konkursbedrohte Gastronomie durch. Wer rechnen kann weiß: Ein Steuernachlass auf Null Umsatz ist Null Förderung. Kurz: Wo Aufbruch herrschte, macht sich deutsche Bürokratie wieder breit. Man will das Virus mit deutscher Gründlichkeit und mathematischer Rechenkunst auslöschen. Und einen Teil unserer Lebensgrundlage und Lebensqualität gleich mit. Wer den „einzig richtigen Weg“ hinterfragt, wird abgekanzelt. Wo Dialog und Solidarität in Aussicht standen, macht sich staatlicher Dirigismus breit. Deutschland ein Wintermärchen:
𝘋𝘦𝘯𝘬 𝘪𝘤𝘩 𝘢𝘯 𝘋𝘦𝘶𝘵𝘴𝘤𝘩𝘭𝘢𝘯𝘥 𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘕𝘢𝘤𝘩𝘵,
𝘋𝘢𝘯𝘯 𝘣𝘪𝘯 𝘪𝘤𝘩 𝘶𝘮 𝘥𝘦𝘯 𝘚𝘤𝘩𝘭𝘢𝘧 𝘨𝘦𝘣𝘳𝘢𝘤𝘩𝘵,
𝘐𝘤𝘩 𝘬𝘢𝘯𝘯 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘮𝘦𝘩𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘈𝘶𝘨𝘦𝘯 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘪𝘦ß𝘦𝘯,
𝘜𝘯𝘥 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘩𝘦𝘪ß𝘦𝘯 𝘛𝘳𝘢̈𝘯𝘦𝘯 𝘧𝘭𝘪𝘦ß𝘦𝘯.
Als Heinrich Heine 1844 aus seinem französischen Exil seinem Verleger Julius Campe „Deutschland ein Wintermärchen“ schickte, herrschte in Deutschland Denkverbot und kleinstaatliche Gängelung.
Entsprechend warnend äußerte sich sein Verleger in einem Brief: „𝘚𝘪𝘦 𝘸𝘦𝘳𝘥𝘦𝘯 𝘷𝘪𝘦𝘭 𝘧𝘶̈𝘳 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦 𝘎𝘦𝘥𝘪𝘤𝘩𝘵𝘦 𝘻𝘶 𝘭𝘦𝘪𝘥𝘦𝘯 𝘩𝘢𝘣𝘦𝘯 […] 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘔𝘰𝘳𝘢𝘭𝘪𝘴𝘵𝘦𝘯 𝘸𝘦𝘳𝘥𝘦𝘯 𝘶̈𝘣𝘦𝘳 𝘚𝘪𝘦 𝘩𝘦𝘳𝘧𝘢𝘭𝘭𝘦𝘯 […] 𝘞𝘢𝘩𝘳𝘭𝘪𝘤𝘩, 𝘪𝘤𝘩 𝘩𝘢𝘣𝘦 𝘯𝘪𝘦 𝘴𝘰 𝘣𝘦𝘪 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘮 𝘐𝘩𝘳𝘦𝘳 𝘈𝘳𝘵𝘪𝘬𝘦𝘭 𝘨𝘦𝘴𝘤𝘩𝘸𝘢𝘯𝘬𝘵 𝘢𝘭𝘴 𝘦𝘣𝘦𝘯 𝘣𝘦𝘪 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦𝘮, 𝘯𝘢̈𝘮𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘸𝘢𝘴 𝘪𝘤𝘩 𝘵𝘶𝘯 𝘰𝘥𝘦𝘳 𝘭𝘢𝘴𝘴𝘦𝘯 𝘴𝘰𝘭𝘭.“
Ähnliche Sorgen mache ich mir heute. Vor vier Wochen äußerte ich mich positiv überrascht über die Krisen-Aufbruchstimmung im Land. Inzwischen verdüstert sich das Bild. Als Change-Coach sollte ich positiv sein. Die Chancen betonen, Mut machen. Das fällt mir schwer in einer Zeit, in der der Slogan #„alle für alle“ nicht mehr für kreative Solidarkonzepte steht, sondern einen Polizei-Zeppelin ziert, in dem sechs Polizisten mit Feldstechern am Bodensee aus der Luft Jagd machen auf Parkbanksitzer und Wanderer. Werden solche identifiziert, rücken die Bodentruppen aus. Welches Bild hat ein Staat von seinen Bürgern, wieviel Eigenverantwortung und Selbstorganisation traut er ihnen zu?
Heinrich Heine musste für sein Gedicht teuer bezahlen. Am 4. Oktober 1844 wurde das Buch in Preußen verboten. Im Dezember 1844 erließ der preußische König persönlich Haftbefehl gegen Heine. Heine musste kürzen und umschreiben.
Ähnlich wie deutsche Mediziner und Professoren, die laut denkend andere Lösungsideen vorschlagen, die gerade nicht mainstream sind. Verwundert schauen wir auf den alternativen Weg Schwedens. Aber sind die nicht verantwortungslos? Ähnlich wie die Dänen, die die Kitas wieder offen haben? Wir wissen nicht, was richtig ist. Hinterher sind wir schlauer. Bis dahin schaden Denkverbote.
𝗜𝗺 𝗥𝗮𝗱𝗮𝗿 𝗱𝗲𝗿 𝗢𝗯𝗿𝗶𝗴𝗸𝗲𝗶𝘁?
Nun bin ich ein zu kleines Licht, um in das strafende Radar der Obrigkeit, etwa der Bundeskanzlerin zu geraten, die vor „Öffnungsdiskussionsorgien“ warnt. Auch der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der vom „Denkverbot“ sprach, wird meinen Text nicht lesen. Und Markus Söder ist als neuer starker Mann ja eh mit seinem Konkurrenten ums Kanzleramt, dem weniger breitbeinig auftretenden Ministerpräsidenten Armin Laschet, beschäftigt. Der hatte empfohlen, sich wieder an eine „verantwortungsvolle Normalität heranzutasten“. In staatsmännischer Pose kanzelte Söder seinen Konkurrenten ab: „Krisen löst man nicht mit herantasten, sondern mit Entschlossenheit.“
Einspruch Herr Ministerpräsident: Als Soziologe sage ich Ihnen, Sie liegen falsch. In einer real komplexen Herausforderung, wo man die Konsequenzen auch dann nicht absehen kann, wenn man sämtliche Komponenten kennt, ist ein sogenanntes agiles Vorgehen anzuraten. Einfach formuliert: learning by doing. Mit Fachwort: iteratives Vorgehen, auch PDCA-Regelkreis. Knackig im Coach-denglisch: „reflexion in action“ oder „experience based learning“. Vom Prinzip immer gleich: man tastet sich mit einem intelligenten Testen im Sinne eines empirischen, also praktischen „Versuchsaufbaus“ nach vorne. Was führt sind Prinzipien, Ziele und Meilensteine. Bei Corona, und wenigstens da sind sich die Experten einig, dauert dieser „Action-Reflexion-Lernzyklus“ ca. zwei Wochen.
𝗖𝗵𝗮𝗻𝗴𝗲-𝘂𝗻𝗱 𝗞𝗿𝗶𝘀𝗲𝗻𝗺𝗮𝗻𝗮𝗴𝗲𝗺𝗲𝗻𝘁:
Hier offenbaren sich methodische Schwächen in Change- und Krisenmanagement des Herrn Söder. Oder aber er setzt einfach einen anderen Schwerpunkt, den der politischen Selbstvermarktung. Die Chance ist für einen Markus Söder einfach zu verlockend: sich als starken Mann positionieren und in Erinnerung bleiben. JFK half die Cubakrise 1962, Kanzler Schröder stapfte 2002 in Gummistiefeln durch die Elbeflut und sicherte so noch seine Wiederwahl. Und auch in dieser Krise werden egoistisch Profilierungschancen genutzt anstatt wertschätzend zu kooperieren.
Die föderale Struktur Deutschlands könnte ein Vorteil sein. Diese Vielfältigkeit bietet die Chance zum intelligenten Testen. Denn in den großen Prinzipien ist man sich doch einig: Shutdown und R-Zahl (Reproduktion) unter 1, dann Lockerung. Auch die Bevölkerung wäre an Bord. Ca. 30 % fanden die Maßnahmen gut, 60 % gingen sie sogar nicht weit genug.
Doch statt Vielfalt zu nutzen, um den besten Weg zu finden, herrscht statt Lösungsgestaltung zusehends politische Missgunst und eine neue bizarre Form des Nationalismus, der „Landkreis Nationalismus“.
𝗔𝗯𝗴𝗿𝗲𝗻𝘇𝘂𝗻𝗴 𝘀𝘁𝗮𝘁𝘁 𝗞𝗼𝗼𝗽𝗲𝗿𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻:
Im württembergischen Isny verteidigen die einheimischen Westallgäuer ihren Baumarkt gegen die Fremden, die Allgäuer aus Kempten. Der Baumarkt gehört uns, die Fremden haben hier nichts verloren. Deutschland zerfällt in die Kleinstaaterei von vor 1870. Die Europäische Idee ist tot: Aus dem französischen Elsass werden Coronakranke mit Militärmaschinen nach Süd- und Westfrankreich ausgeflogen, während 10 km weiter, im deutschen Kehl und Freiburg, die Intensivbetten leerstehen.
Völlig Absurdes spielt sich im Allgäu ab. Seit 1891 bzw. 1868 sind die österreichischen Exklaven Kleinwalsteral und Jungholz deutsches Zollanschlussgebiet. Völlig abgeschnitten vom eigenen Territorium sind beide Regionen seit Jahrhunderten wirtschaftlicher und kultureller Teil des deutschen Allgäus. Deutsche Schulen werden besucht, Kinder entbunden, Arztbesuche wahrgenommen, die Grenze gibt es nur auf der Landkarte.
Nun sind die 294 Jungholzer seit 5 Wochen eingesperrt. Gemeinsame Petitionen von Bürgermeistern auf beiden Seiten fruchten nicht. Staatliche Engstirnigkeit, jeder für sich, lebenspraktische Lösungen Fehlanzeige. Der Staat hört nicht auf seine regional verantwortlichen Bürgermeister. Gutsherrenart.
𝗦𝗼𝘇𝗶𝗼-𝗽𝘀𝘆𝗰𝗵𝗼𝗹𝗼𝗴𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗞𝗼𝗻𝘀𝗲𝗾𝘂𝗲𝗻𝘇𝗲𝗻:
Was macht die Bevormundung und mangelnde Dialogdebatte sozio-psychologisch mit uns Bürgern?
„Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“. Das ist die einfachste Formulierung des Fachworts: „Sozialisierung“ oder „Prägung“. Dabei ist nicht so wichtig, was der Herrschende will und sagt, sondern was er tut. Aus der Kindeserziehung weiß man: „Man kann sie erziehen wie man will, sie machen einem doch alles nach.“ Wie prägt uns Bürger der Mangel an wertschätzendem Dialog? Wie verändert uns das?
Zur gesunden Sozialisierung von Menschen und Gruppen gehört die Entwicklung der „Selbstwirksamkeit“; Die subjektive Überzeugung: wir haben unser Leben im Griff. Diese Überzeugung wird in Krisen auf die Probe gestellt. Umso wichtiger, die Krise zur Stärkung dieser kollektiven Kompetenz zu nutzen und sie nicht zu untergraben. Es gilt eine einfache Formel:
Selbstwert + Bindung = Lebenstüchtigkeit
Zur Bindung gehört bei freien Menschen die Chance auf einen gleichwertigen und wertschätzenden Dialog. Es bedarf nicht der Augenhöhe, aber der Gewissheit, dass der Herrschende zuhört, einbezieht und berücksichtigt. Dadurch einsteht wertschätzende Bindung und Gemeinschaft.
Das Ergebnis einer gelungenen Bindungsarbeit ist die sogenannte „Motivgeneralisierung“, platt gesagt: alle ziehen an einem Strang. In autoritären oder feudalen Systemen gelingt das durch „Weisung und Kontrolle“. Motto: „Wes‘ Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing“. Und „Wer zahlt, schafft an.“
𝗪𝗶𝗿 𝘀𝗶𝗻𝗱 𝗮𝗯𝗲𝗿 𝗸𝗲𝗶𝗻 𝗙𝗲𝘂𝗱𝗮𝗹𝘀𝘆𝘀𝘁𝗲𝗺 𝗺𝗲𝗵𝗿 – 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗱𝗼𝗰𝗵?
In partizipativen Führungssystemen (beteiligend) erzielt man Motivgeneralisierung durch gemeinsame Ziele, Prinzipen und Meilensteine. Der Herrschende macht dabei ein „Nutzenangebot“, das der Geführte annimmt oder ablehnt. Ausnahme: Leibeigene und Kriegsgefangene. Wer sich in dieser misslichen Lage befindet,
dem hilft nur Gottvertrauen. Erwachsene Bürger aber, ebenso wie Mitarbeiter im Unternehmen, gewinnt man nur mit Dialog und durch die Moderation gemeinsamer Standpunkte und Ausrichtungen. Im Management nennt man das „Empowerment“. Menschenbild: Die Menschen sind mehrheitlich gutmeinend und kompetent. Die Annahme ist: Sie sind fähig, sich bei einem verhandelten „Makroplan“ (Ziele, Prinzipien, Meilensteine) selbst zu steuern. Sie aus der Luft mit einem Zeppelin zu verfolgen, ist übergriffig und missbräuchlich. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Ermächtigungsgesetze zur Abwendung einer Notlage hatten wir schon einmal in Deutschland (1933). Damals ging es schief.
Einmal eingeschränkte Bürgerrechte und Sonderregelungen – so lehrt die Geschichte – bleiben. Die deutsche Sektsteuer wurde 1902 von Kaiser Wilhelm II zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt. Die Flotte ist längst untergegangen. Die Sektsteuer gibt es bis heute.
𝗪𝗶𝗲 𝗲𝗻𝘁𝘀𝘁𝗲𝗵𝘁 𝗦𝗲𝗹𝗯𝘀𝘁𝘄𝗲𝗿𝘁 𝗽𝘀𝘆𝗰𝗵𝗼𝗹𝗼𝗴𝗶𝘀𝗰𝗵?
Ist ein Bindungsangebot erfolgreich gemacht und also ein gemeinsamer Plan mit Strategie erstellt, ist das „Warum – Wohin – Wozu“ geklärt, also auch die Sinnfrage vergemeinschaftet, dann bedarf es in der Umsetzung zwingend Gestaltungsräumen, sonst wächst kein Selbstwert.
Nur wer mitgestalten kann, entwickelt Selbstwert und so auf Dauer seine Lebenstüchtigkeit. Wer beim Gestaltungsraum auf das Selbstnähen von Schutzmasken beschränkt bleibt, wer wie die Freiberufler aufgrund deutscher Bürokratie von Corona-Förderung ausgegrenzt bleibt, fühlt sich nicht ermutigt. Die Steuerreduktion für die Gastronomie ist zynisch. Die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes um 10-20% ist vom Prinzip her eine bindungsstärkende Maßnahme. Jedoch ist es psychologisch fatal, dies ab dem vierten bzw. siebten Monat in Aussicht zu stellen.
Die psychologisch limitierende Botschaft: „Richtet Euch auf eine lange Koma-Reaktion ein, so schnell wird es nicht besser“. Mental fatal. Die kollektive Lösungskompetenz, eigentlich DIE Gewinnchance in Krisen, nach dem Motto: „Wir glauben an die eigene Kraft und schaffen es Stück für Stück aus der Krise“, wird so untergraben. Wer soll sich heute kämpferisch zeigen, an seine Chancen und Selbstwert glauben und an seine Selbsttüchtigkeit, wenn die Herrschenden im Frühjahr schon für den Herbst die Weichen auf erweiterte „Fremdfütterung“ stellen.
Die Pille ist gut, weil Geld immer willkommen, doch die Darreichungsform ist fatal. Psychologisch wirkt der Vorgang selbstwertlimitierend. Er triggert limitierende statt potentialerweiternder Glaubenssätze. Resignation statt Vermittlung von Aufbruch und Etappenzielen. Der R-Faktor ist die neue heilige Kuh. Aktuelle Losung: Wir haben den R-Faktor unter 1 und dürfen die „0,7“ nicht wieder hergeben. Juchhu! Wir Deutschen haben es wieder zahlentechnisch im Griff. Gestalterische Qualität ist das aber nicht. Anzeigentafel statt Tor im Blick. Oje.
𝗗𝗲𝗻𝗸𝗲𝗻 𝗲𝗿𝘄𝘂̈𝗻𝘀𝗰𝗵𝘁!
Wer statt Schockstarre eine „dynamische Stabilisierung“, also einen proaktiven, differenzierten Umgang mit dem Virus anregt, und wer eine Rückkehr zur Normalität zum Ziel erhebt, darf nicht abgestraft oder als verantwortungslos stigmatisiert werden. Der deutsche Ethikrat ermahnte die Bundesregierung schon Anfang April: „Denken muss immer erlaubt und erwünscht sein.“
Persönlich behelfe ich mir in meiner Sorge um Deutschland mit der letzten Strophe von Heinrich Heines Gedicht „Deutschland ein Wintermärchen“:
𝘎𝘰𝘵𝘵𝘭𝘰𝘣! 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘍𝘦𝘯𝘴𝘵𝘦𝘳 𝘣𝘳𝘪𝘤𝘩𝘵
𝘍𝘳𝘢𝘯𝘻𝘰̈𝘴𝘪𝘴𝘤𝘩 𝘩𝘦𝘪𝘵𝘳𝘦𝘴 𝘛𝘢𝘨𝘦𝘴𝘭𝘪𝘤𝘩𝘵;
𝘌𝘴 𝘬𝘰𝘮𝘮𝘵 𝘮𝘦𝘪𝘯 𝘞𝘦𝘪𝘣, 𝘴𝘤𝘩𝘰̈𝘯 𝘸𝘪𝘦 𝘥𝘦𝘳 𝘔𝘰𝘳𝘨𝘦𝘯,
𝘜𝘯𝘥 𝘭𝘢̈𝘤𝘩𝘦𝘭𝘵 𝘧𝘰𝘳𝘵 𝘥𝘪𝘦 𝘥𝘦𝘶𝘵𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘚𝘰𝘳𝘨𝘦𝘯.