"Deutsche Skispringer bei ICO" - Mentalcoach Peter Tümmers im Interview
Interview im Allgäuer Sportreport
Sommer vor 20 Jahren: Peter Tümmers und die ICO-Mentaltrainer begrüßen zum wiederholten Mal die Skisprung-Nationalmannschaft.
In diesem Jahr nicht dabei: Die Stars Martin Schmitt und Sven Hannawald. Mit den beiden hatte es sich Peter Tümmers verscherzt, weil er Sven Hannawald einen Burnout und Martin Schmitt einen drohenden Leistungsabfall prognostiziert hatte. Wie recht er doch im Nachhinein hatte. 17 Jahre später können sich Hanni und Peter entspannt darüber austauschen (siehe Foto unten).
Das Interview in voller Länge:
Deutsche Skispringer bei ICO
Interview mit Peter Tümmers, Geschäftsführer von ICO Adventures, Blaichach
ASR: Ihr habt zum zweiten Mal die Skispringer mit einem großen Outdoor-Training mental betreut. Wie kommt man zu der Ehre?
Peter Tümmers: Durch unsere Manager-Trainings mit IBM, Daimler-Chrysler oder Siemens haben wir uns über die Jahre einen bundesweiten Ruf erarbeitet. Außerdem sind wir selber erfahren im Spitzensport. Da kam Reinhard Heß auf uns zu.
ASR: Was unternehmt ihr mit den Springern? Peter Tümmers: Im Grunde dieselben Aktivitäten wie mit Touristen: Kanu, Raften, Canyoning, Klettern.
ASR: Wo bleibt da der Mentalbereich?
Peter Tümmers: Man kann Outdoor-Events rein spaßorientiert oder als Herausforderung gestalten. Dabei können die Springer die Mentaltechniken direkt umsetzen und testen.
ASR: Was beschäftigt die Skispringer? Wo haben die ihre Schwachstellen? Peter Tümmers: Das unterliegt der strengen Vertraulichkeit. Wir erfahren sehr persönliche Dinge von den Sportlern. Davon dringt nichts nach außen.
ASR: Warum waren beim diesjährigen Training Schmitt und Hannawald nicht dabei?
Peter Tümmers: Die beiden meinen, sie brauchen das nicht.
ASR: Und?
Peter Tümmers: Natürlich können wir den beiden noch einiges zeigen. Doch: Never change a winning system. Solange es läuft, soll man nicht eingreifen. Was sollten die beiden im Moment verbessern - der eine ist Weltmeisten der andere Weltcupsieger. Wir wollen den DSV dabei untertützen, weitere Leute zur Spitze zu bringen. Wenn Martin oder Sven Unterstützung brauchen, haben sie unsere Telefonnummer.
ASR: Wird man Euch jetzt auch ständig an der Schanze sehen?
Peter Tümmers: Ein guter Mentalcoach drängt sich nicht auf, sondern macht seine Arbeit vorher. Die Stärke des Sportlers steht im Vordergrund, nicht der Mentalcoach. Er unterstützt den Athleten darin, seine mentale Kraft zur vollen Entfaltung zu bringen. An der Schanze - im Moment der Wahrheit - ist der Sportler am stärksten mit sich selbst.
ASR: Und die Skisprungtrainer?
Peter Tümmers: Sie sind aus meiner Sicht die allerersten Bezugspersonen. Es ist beeindruckend für mich zu erleben, mit welchem 24-Stunden-Engagement Bundestrainer Reinhard Heß und B-Kadertrainer Andi Bauer aus der Situation heraus für die Jungs optimale Bedingungen schaffen. An der Schanze sind sie die Garanten und - wenn's stressig wird - die Felsen in der Brandung, an denen die Sportler gut tun, sich zu orientieren.
Herr Tümmers, wir danken für das Gespräch.
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